Unter der Burg - Text aus einer Schreibübung

Mit pochendem Herzen und einem unangenehmen Rauschen in den Ohren lief Ty durch die schmalen Gänge. Schon vor einer gefühlten Ewigkeit hatte er die abgebrannte Fackel in irgendeiner Wandhalterung zurücklassen müssen um dann mit dem schummrigen Kerzenlicht vorlieb zu nehmen.

Immer wieder stieß er an die rau behauenen Wände, die ihn in eine Richtung führten, die er nicht einordnen konnte. Mittlerweile hatte er vollends die Orientierung verloren.

Als hinter ihm Schritte an seine Ohren drangen, beschleunigte er den eigenen. Wohlwissend, dass dies dazu führen konnte, dass er sich verletzte. Hier unten kannte er sich nicht aus und wusste somit nicht, so sich Stolperfallen befanden. Als er es wagte hinter sich zu schauen, stieß er mit voller Wucht gegen eine hervorstehende Wölbung im Fels.
Gerade eben noch so, schaffte er es einen Fluch zu unterdrücken. Ty musste stehen bleiben, weil er nur noch verschwommen sah. Vorsichtig griff er an seine Stirn und ertastete eine Beule.

Diese Verzögerung verschaffte es den ungewollten Verfolgern aufzuschließen.
Irgendwie schaffte Ty es in eine Nische zu taumeln um sich dort zu verbergen. Instinktiv presste er sich an die raue Wand in seinem Rücken und versuchte auszumachen, wie viele Personen hier unten neben ihm unterwegs waren. Sein Atem ging schwer und viel zu schnell, was das Rauschen in den Ohren noch verstärkte.

Fast zu spät musste Ty feststellen, dass zwei Schatten flackernd gegen die Wände des Ganges geworfen wurden. Er blinzelte verstört und versuchte einzuordnen was da gerade geschah.

„Wie weit ist es denn noch?“ Eine quängelige Stimme holte ihn in das Hier und Jetzt. Irgendwo hatte Ty diese schon einmal gehört, aber er wusste nicht woher.

„Es ist nicht mehr weit.“, antwortete eine ihm allzu vertraute Stimme. Es war die seines besten Freundes Askar, zumindest hatte er gedacht, dass es so war. Nie hatte er sich vorstellen können, dass dieser gerade vor ihm etwas verbarg. „Komm schon, sonst kommen wir zu spät.“
Wenige Herzschläge später setzten sich die beiden im Gang in Bewegung.

Als sich das Schaben der Schritte langsam entfernte, merkte Ty, dass er in der kurzen Anwesenheit der beiden anderen die Luft angehalten hatte.

Angespannt wartete er darauf, dass er aus der Nische auf den Gang hinaustreten konnte. Dabei schossen ihm die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf, die er nicht fokussieren konnte. So kam es, dass er zu spät realisierte, dass die Schritte verklungen waren.
Vorsichtig spähte er aus der Nische in die Dunkelheit. Erst als er sich ganz sicher war, dass er alleine war, trat er vorsichtig in den Schacht.

Ty sah zu beiden Seiten und musste sich der Dunkelheit stellen, die ihn hier umgab. Je länger er da stand umso deutlicher formulierte sich in seinem Kopf die Frage, was der fremde Jugendliche und Askar hier unten zu suchen hatten.

Kurz zog er in Erwägung zurückzukehren um jemanden darüber zu informieren, dass sich die beiden hier aufhielten. Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen sich selbst erklären zu müssen, was ihn in die Anlagen unter der Burg getrieben hatte. Genau wie die beiden anderen hatte er hier unten nichts zu suchen.

Für einen Moment schloss er die Augen und atmete mehrmals durch, wobei er seinen Kopf nach vorne hängen ließ.

Noch während er sich auf den Atem und den eigenen Herzschlag konzentrierte, drang ein Scheppern an seine Ohren. Alarmiert hob er den Kopf und sah in die Dunkelheit, die ihn weiterhin wie eine schwere Decke umgab.
Ty fragte sich, woher dieses Geräusch an seine Ohren gedrungen war. Es waren noch nicht viele Herzschläge erfolgt, als dieses erneut ertönte. Diesmal war ihm klar, dass der Ursprung zu seiner Rechten lag.

Neugier stieg in ihm gegen besseren Wissens auf. Ty fluchte leise. Er wollte unbedingt wissen, was da vor sich ging. Vorsichtig drehte er sich nach rechts und setzte einen Fuß vorsichtig vor den anderen.

Als ihn irgendwann ein schwacher Lichtschimmer begrüßte, wurde Ty langsamer.

Für einen Augenblick hielt er inne und sah unsicher über die Schulter. Noch hatte er die Möglichkeit ohne gesehen zu werden in der Dunkelheit zu verschwinden.
Kaum kam ihm der Gedanke, drangen mehrere Stimmen zu ihm, zu denen auch die von Askar zu erkennen war.
Wie von selbst trugen ihn seine Füße zu dem Licht und den Sprechern.

Weit war Ty nicht gekommen, als sich ihm Schritte näherten. Er blieb wie angewurzelt stehen und sein Herz begann wie von selbst wieder schneller zu schlagen. Sein Hals zog sich unangenehm zusammen.

Gehetzt sah Ty sich um und erkannte gerade noch rechtzeitig eine Vertiefung in dem schroffen Felsen, die er als Versteck nutzen konnte.


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