Text - Schreibübung - Wort: "sternenklar"


In den letzten Wochen hatte es nur geregnet und die Wolken hatten sich nach dem Ende nur widerwillig verzogen. Die bedrückende Stimmung hatte trotz der ersten Sonnenstrahlen an diesem Tag nicht wirklich weichen wollen.

Iskar hatte sich dazu durchringen können, das eigene Zimmer zu verlassen, um auf dem Gestüt des Vaters seinen Aufgaben nachzugehen. Den Bewohnern des Gestüts war er aus dem Weg gegangen, so gut es nun einmal mit so vielen Menschen auf einem Fleck ging. Aus den Erzählungen seines Großvaters wusste er, dass das Gestüt einst nur aus drei Gebäude bestanden hatte.

Kein Vergleich mit dem, wie es jetzt war. Fast zehn Gebäude, wovon zwei den Bewohnern Platz zum Leben bot.

Iskar mochte diese Enge nicht, aber er musste noch einige Jahre hier ausharren, bevor er beginnen konnte, die Welt zu erkunden. Eine Welt, die nichts mit Pferden, deren Aufzucht und Verkauf zu tun hatte.

Gerade eben saß er über den Büchern, die ihm sein Hauslehrer übergeben hatte. In dessen Abwesenheit sollte er diese lesen und eine Hausarbeit erstellen, die über zehn Seiten lang sein musste. Für Iskar eine Qual, da er sich nicht sonderlich gut und lange auf solche Aufgaben konzentrieren vermochte.

Er sah aus dem Fenster und bemerkte die einsetzende Dunkelheit. Wenn er es schaffte, konnte er sich aus dem Haus schleichen, ohne von seinen Geschwistern und Eltern gesehen zu werden.

So leise wie möglich schob er seinen Stuhl nach hinten und stand auf. Wie gebannt trat er an das Fenster heran. Draußen auf dem Hof waren die letzten Angestellten unterwegs und würden schon bald in ihren Kammern oder kleinen Wohnungen im Nebenhaus verschwinden.
Iskar machte einen Schritt zurück und wandte sich dem Schreibtisch zu. Er klappte die Bücher zu und legte die Papiere ordentlich aufeinander. Aus Erfahrung wusste er, dass sich sein Vater auf der letzten Runde des Tages befand und durch den Haupteingang das Haus der Familie betrat.

Iskar nahm seine Gugel und machte sich auf den Weg nach draußen, indem er seinen Schleichweg durch die Küche nahm, um nach draußen zu gelangen. Auf die Schleichwege seines Bruders wollte er nicht vertrauen. Zu oft hatte dieser jene Wege genutzt, dass sie von den meisten Bewohnern häufig kontrolliert wurden.

Als er den Gebäudekomplex hinter sich gelassen hatte, schlug er den Weg zu dem kleinen Hain ein, den er im letzten Jahr durch Zufall gefunden hatte. Dort würde er endlich wieder die Zeit finden, den Kopf frei zu bekommen und darüber nachzudenken, wie er sein Vorhaben umsetzen konnte.

Bei seiner Ankunft an seinem Ziel legte sich die Dunkelheit bereits über die Landschaft.

Iskar setzte sich an den Rand des kleinen Teiches und legte den Kopf in den Nacken. Befriedigend stellte er fest, dass der Himmel sternenklar war.

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